Content
 Einen Kommentar schreiben

Videoserie ‘Cannabis Conversations’ hat Dr. Ethan Russo zum Thema klinisches Endocannabinoid-Defizit und Behandlungsansätze für das Endocannabinoid-System befragt.

 

Dr. Ethan Russo, Neurologe und Wissenschaftler, beantwortet in diesem Interview Fragen zu CBD, klinischem Endocannabinoid-Mangel und verschiedenen Methoden, um das endocannabinoide System zu stimulieren.

 

Transkript

Project CBD: Heute interviewen wir Dr. Ethan Russo. Dr. Russo ist akkreditierter Neurologe und leitender Forscher beim Biotechnologie-Unternehmen Phytecs, welches sich darauf spezialisiert hat, verschiedene Behandlungsmethoden zu entwickeln, um das endocannabinoide System für therapeutische Zwecke anzuregen. Dr. Russo war vorher leitender medizinischer Berater bei GW Pharmaceuticals und wurde in zahlreichen wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht und ist außerdem ein Mitwirkender und Herausgeber mehrerer Bücher. Er war auch Fakultätsmitglied an der Universität von Washington, Gastdozent an der Harvard Medical School und anderen akademischen Einrichtungen. Willkommen bei Cannabis Conversations.

Russo: Vielen Dank für die Einladung.

Project CBD: Ethan, bezüglich CBD waren Sie Ihrer Zeit weit voraus, Jahre bevor die meisten Mitglieder der medizinischen Cannabisgemeinschaft je davon gehört hatten, betonten Sie die Wirkung von CBD. Erzählen Sie uns kurz, welche Bedeutung CBD hat?

Russo: Nun, ich denke, wir brauchen zuerst etwas Hintergrundinformationen, um darauf hinzuweisen, dass Cannabidiol immer ein Teil des Wirkpotenzials von Cannabis war. Es wurde einfach nur durch die selektive Zucht in den Hintergrund gedrängt, was im Grunde ein weiteres Nebenprodukt des Verbots war und weswegen der Schwerpunkt auf maximale Psychoaktivität gelegt wurde, was zum Nachteil der weitreichenden medizinischen Wirkungen. Aber klar, CBD ist eine Substanz, die auf zahlreichen Ebenen viel zu bieten hat.

Erstens wirkt es synergetisch mit THC, es ergänzt also die schmerzlindernde Fähigkeit von THC, während es selbst ein hervorragender Entzündungshemmer ist, ohne die Nebenwirkungen nicht-steroider anti-inflammatorischer Medikamente hervorzurufen wie Magengeschwüre, Herzinfarkt und Schlaganfälle; mit Cannabidiol besteht dieses Risiko einfach nicht.

Cannabidiol kann einerseits einige der weniger wünschenswerten Effekte von THC mindern, wie Angstzustände und eine erhöhte Herzfrequenz. Gleichzeitig aber verfügt Cannabidiol über viele Eigenschaften, die THC nicht aufweist – es wirkt angstlindernd und antipsychotisch und all das ohne berauschend zu wirken, was vorkommen kann, wenn man zu viel THC nimmt. Das sind also nur ein paar davon.

Project CBD: Sie haben CBD in Kombination mit THC erwähnt; Sie haben es auch als Isolat erwähnt. Und als sie mit dem Unternehmen GW Pharmaceuticals zusammengearbeitet haben, hat dieses ausführliche klinische Versuche durchgeführt, die auf die Kombination von CBD und THC für das Medikament Sativex abzielten. Das Medikament wurde in mehreren dutzend Ländern als sublinguales Spray zugelassen. GW aber hat sich in letzter Zeit mehr auf das Medikament Epidiolex konzentriert, welches eher eine Einzelmolekülformel aufweist. Es besteht noch aus einigen weiteren Wirkstoffen, hauptsächlich aber aus CBD.

Russo: Das ist exakt.

sgagra ehaeth eth rgraeh eríyaezu aethae haeth sth

Project CBD: Was also sind die Vor- und Nachteile beider Varianten, dem Isolat und der Wirkstoffkombination?

Russo: Das Medikament Sativex ist im Grunde eine 1:1 Mischung aus THC und CBD, plus einiger Terpenoide. Das ist, wie sich herausgestellt hat, die beste Herangehensweise, um eine weite Bandbreite von Symptomen zu behandeln wie Spastik bei Multipler Sklerose, gewisse Schmerzen, insbesondere neuropathische Schmerzen und hat ganz gut funktioniert. Im Anfangsstadium hatte das Unternehmen verschiedene Mengenverhältnisse und verschiedene Einnahmeformen untersucht und das Mundspray mit Sativex und der 1:1 Mischung erwies sich als ein guter Kompromiss von Wirksamkeit und Sicherheit, was weniger Nebenwirkungen bedeutete.

Andererseits ist Cannabidiol alleine sehr gut geeignet, um eine Anzahl anderer Beschwerden zu behandeln. Eine davon ist Epilepsie. CBD ist ein krampflösendes Mittel und hat ein großes Wirkspektrum. In anderen Worten, es wirkt bei vielen Arten von Krampfanfällen und hat das wie schon erwähnte Vermögen, das ohne die Haftung, die mit THC einhergehen kann zu tun, sowohl in Hinsicht auf die Nebenwirkungen als auch rechtliche Einschränkungen. Das ist also ein großer Vorteil. Zusätzlich dazu gab es bereits eine Phase-2-Studie mit Epidiolex als Antipsychotika, um beispielsweise Schizophrenie zu behandeln und diese Studie konnte gute Erfolge aufweisen. Die Studie wurde noch nicht veröffentlicht, aber die vorläufigen Ergebnisse wurden online bekannt gegeben.

Project CBD: Man sagt, CBD ist wie THC, aber ohne die psychoaktive Wirkung. Ist das korrekt? Oder ist das nur eine vereinfachende Darstellung, die das Wichtigste außen vor lässt? Gibt es noch andere Erkrankungen, bei denen CBD geeigneter erscheint als THC?

Russo: Es ist eher das Zweite. Die Wirkung ist wirklich verschieden. Etwas, das ich nicht erwähnt habe, ist, dass Cannabidiol an sich ein Endocannabinoid-Modulator ist, in anderen Worten heißt das, wenn es fortlaufend verabreicht wird erhöht es die Funktionsweise des Systems, es wirkt im Grunde als homöostatischer Regulator. Um das zu verdeutlichen: Homöostase ist ein Zustand des Gleichgewichts. Viele Erkrankungen stören das Gleichgewicht in einem System und wenn wir dieses Gleichgewicht wieder herstellen können, verbessert sich der Gesamtzustand. Das ist einer der Gründe, warum Cannabidiol ein so vielseitiger Wirkstoff ist, denn zahlreiche Erkrankungen funktionieren auf diesem Prinzip. Wenn also ein System überaktiv ist, dann verlangt das Prinzip der Homöostase, dass es sich wieder einpendelt. Funktioniert ein System nur eingeschränkt, muss es wieder angekurbelt werden. Und das ist, was Cannabidiol leisten kann, indem es das endocannbinoide System stimuliert.

Project CBD: Ein Medikament bewirkt normalerweise einen bestimmten Effekt oder das genaue Gegenteil. Sie aber schlagen vor, dass CBD tatsächlich in beide Richtungen wirkt. Es kann einen Überschuss wie auch einen Mangel ausgleichen. Können Sie erläutern, wie das funktioniert? Oder benötigt das ein tiefer gehendes wissenschaftliches…

Russo: Wenn wir uns das Endocannabinoid-System anschauen, dann funktioniert es als eine Art Puffer. CBD kann man sich ebenfalls als eine Art Puffer vorstellen – ein Puffer wirkt je nach Bedarf in beide Richtungen. Eine der Hauptfunktionen des Endocannabinoid-Systems besteht zum Beispiel darin, dass es die Funktion der Neurotransmitter reguliert und wenn zu viel von einem Neurotransmitter im Gehirn vorkommt, dann wird es deren Anzahl verringern und wenn zu wenig Neurotransmitter vorkommen, dann wird es deren Anzahl erhöhen. Ohne Diagramme werden wir das heute Abend wohl auf diese Weise veranschaulichen müssen.

Project CBD: Und hat THC eine ähnliche Wirkung, nur auf eine andere Art und Weise?

Russo: Ja. THC wirkt direkt auf die Cannabinoid-Rezeptoren. CBD ist im Gegensatz dazu sehr speziell. Es bindet sich nicht direkt an die orthosterischen Bindungsstellen, mit den THC sich verbindet. Es bindet sich an die allosterischen Bindungstellen, einer anderen Region des Rezeptors und damit verändert es die Verbindung von sowohl THC als auch der endogenen Cannabinoide, der Endocannabinoide. Cannabidiol wird als negativer allosterischer Modulator bezeichnet, was eine raffinierte Ausdrucksweise ist und bedeutet, dass wenn THC präsent ist, dann stört es dessen Aktivität – was eine gute Sache ist, um die Psychoaktivität von THC zu mildern und Nebenwirkungen wie Angstzustände oder eine erhöhte Herzfrequenz zu vermeiden, die bei der Einnahme von THC problematisch sein können.

Project CBD: CBD funktioniert also als ein negativer allosterischer Modulator des Cannabinoid-Rezeptors, man kann also davon ausgehen – wenn es die Signalwirkung eines bestimmten Rezeptors verhindert oder reduziert – , dass es bei Erkrankungen helfen könnte, die durch einen Exzess verursacht werden, denn diesen möchte man dann einschränken und das Gegenteil wäre der Fall, wenn man einen allosterischen Modulator hätte der, anders als CBD, den Rezeptor anregen und stimulieren würde, was bei Erkrankungen, die auf einem Defizit im Endocannabinoid-System beruhen der Fall sein würde. Sie haben auch ein sehr wichtiges Schreiben zum Thema klinischer Endocannabinoid-Mangel verfasst, ich denke es wurde im Jahr 2001 veröffentlicht, vielleicht können sie die These dazu erläutern?

Russo: Es ist ein Konzept, das ich damals vorgestellt habe. Im Jahr 2004 hatte ich einen größeren Review-Artikel und erst im Jahr 2016 habe ich einen weiteren Bericht eingereicht, der derzeit für die Veröffentlichung in Betracht gezogen wird. Mir ist aufgefallen, dass viele Erkrankungen das Niveau an Neurotransmittern stören. Einige Beispiele dafür: Uns ist bekannt, dass eines der Hauptprobleme bei der Alzheimer-Krankheit und bei anderen Demenzerkrankungen der Mangel von Acetylcholine ist, dem Erinnerungsmolekül im Gehirn; ähnlich wie bei Parkinson wird nicht genug Dopamin ausgeschüttet und man behebt diesen Mangel mit einem Medikament, das als L-Dopa bekannt ist. Wie würde also ein Defizit in der Endocannabinoid-Funktion aussehen? Nun, das war uns bereits bekannt. Falls nicht genügend Endocannabinoide im Körper vorhanden sind, dann treten Schmerzen auf, wo keine Schmerzen sein sollten. Übelkeit würde auftreten. Die Wahrscheinlichkeit von Krampfanfällen würde ansteigen. Und noch eine Menge anderer Probleme. Mir wurde klar, dass eine Vielzahl sehr häufiger Erkrankungen in ein Schema passten, das einem Endocannabinoid-Defizit entsprach, insbesondere Migräne, Reizdarmsyndrom und Fibromyalgie. Diese Erkrankungen haben einige Gemeinsamkeiten. Sie alle sind hyperalgesische Syndrome, das heißt, es treten unverhältnismäßig starke Schmerzen auf und wenn man sich das Gewebe betrachtet erscheint es in Ordnung, aber eine biochemische Ursache verursacht den starken Schmerz.

Außerdem treten diese Erkrankungen bei denselben Personen auf. Wenn jemand an chronischer Migräne leidet, dann besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, irgendwann auch an Fibromyalgie zu erkranken; ähnlich verhält es sich mit dem Reizdarmsyndrom. In der Vergangenheit war nicht viel über genetische Zusammenhänge bekannt, aber wir suchen immer noch für Beweise dafür und es scheint plausibel zu sein, dass es da auch einige Zusammenhänge gibt. Aber die Grundidee war, dass ein Mangel an Endocannabinoiden die gemeinsame Ursache für diese Erkrankungen darstellt. Nach dem Review-Artikel aus dem Jahr 2004 wurden viele klinische und experimentelle Versuche unternommen, die den Ansatz bekräftigen. Ich gebe ihnen ein Beispiel: Vor einigen Jahren hat die italienische Forschungsgruppe Sarchielli den Anandamid-Spiegel in der Rückenmarksflüssigkeit gemessen. Sie haben Lumbalpunktionen durchgeführt–

Project CBD: Anandamid gehört zu den Endocannabinoiden.

Russo: Genau. Die Versuche zeigten, dass das Niveau bei Menschen mit Migräne deutlich geringer war, als bei gesunden Menschen, die nicht unter Migränekopfschmerz litten. Das war also der erste objektive Beweis für die Theorie. Es gibt noch andere Beispiele, die versucht haben, den neuen Artikel zu beweisen.

Project CBD: Gehen wir davon aus, man wollte seinen eigenen Endocannabinoid-Spiegel messen, wenn es eine relativ kostengünstige und zugängliche Technologie dafür geben würde, dann wäre das anscheinend ein sehr wertvolles Diagnosemittel. Befindet sich eine solche Technologie in der Entwicklung?

Russo: Nun, wir sind noch nicht bei der Entwicklung angekommen. Es gibt direkte Messungen und hoffentlich würden wir über eine Technik verfügen, die keine invasive Prozedur wie eine Lumbalpunktion erfordert, um diese Dinge herauszufinden. Das könnte mit physiologischen Scans wie PET-Scans und in geringerem Maße mit Kernspintomogrammen festgestellt werden, aber wir befinden uns noch ganz am Anfang der Suche nach geeigneten Technologien, um diese Art von Antworten zu erhalten, insbesondere, ohne dabei invasive Techniken anwenden zu müssen.

Project CBD: Phytecs, also das Unternehmen mit dem Sie jetzt zusammenarbeiten, entwickelt so weit ich weiß Techniken, möglicherweise Medikamente oder pflanzliche Mittel oder Kombinationen aus beiden (vielleicht noch andere Techniken, Sie werden uns auf den neuesten Stand der Dinge bringen müssen) die auf das Endocannabinoid-System abzielen, um im Falle eines Defizits das Gleichgewicht wieder herzustellen, so wie Sie es im Falle von Migräne und anderen Leiden eben erwähnt haben – vermutlich würde das irgendwie die Funktion der Endocannabinoide im Körper verbessern. Oder wenn es sich um eine Krankheit handelt, die durch einen Exzess verursacht wird, vielleicht bei so etwas wie Fettleibigkeit, dann würde man das System dämpfen wollen. Können Sie uns ein wenig berichten, mit was Phytecs sich derzeit befasst? Liegt der Schwerpunkt auf Cannabis allein oder werden auch andere Pflanzen oder Techniken in Betracht gezogen?

Russo: Cannabis ist sicherlich dabei. Wir sind daran interessiert, stärker gebündelte Chemovars zu entwickeln, also chemische Varianten von Cannabis, die besser bei bestimmten Erkrankungen helfen würden und denen vorher vielleicht nicht besonders viel Beachtung geschenkt wurde. Wir sind aber auch an nicht-medikamentösen Herangehensweisen interessiert. Dazu gehören rein pflanzliche Mittel, die das Endocannabinoid-System mit nicht berauschenden Wirkstoffen stimulieren. Dazu kommen Ansätze zum Lebensstil und zur Ernährung. Und es gibt heute zahlreiche Belege dafür, dass die Ernährungsweise das Endocannabinoid-System und dessen Ausgeglichenheit direkt beeinflussen kann.

Project CBD: Wenn man sich also schlecht ernährt, wird das System negativ beeinflusst.

Russo: Ich fürchte, das stimmt.

 

 

Project CBD: Wenn wir also über das Endocannabinoid-System sprechen, zumindest, als ich den Begriff vor einigen Jahren das erste Mal gehört habe, gab es die vereinfachte Vorstellung, dass die Wirkstoffe in der Cannabispflanze sich an diese Rezeptoren binden und darum geht es im Grunde. Wenn Sie aber über andere Pflanzen sprechen, meinen Sie damit, dass es andere Kräuter oder Pflanzen gibt, die ebenfalls direkt – oder vielleicht indirekt – mit dem Endocannabinoid-System interagieren? Können Sie einige Beispiele nennen?

Russo: Es gibt ein Beispiel, welches noch weiter erforscht werden muss und das ist das Neuseeländische Lebermoos (Radula marginata). Vor Kurzem wurde gezeigt, dass dieses einen cannabinoiden Wirkstoff enthält, der mit dem CB1-Rezeptor interagiert, demselben Rezeptor, an den THC andockt. Ich fürchte, der Artikel dazu ist noch nicht veröffentlicht worden. Ich habe diesbezüglich aber einen interessanten Hinweis von unserem Kollegen Jurg Gertsch bekommen. Vor einigen Jahren wurde ein Wirkstoff namens Yangonin bekannt, der aus Kava, einem Südseegetränk isoliert wurde und der ebenfalls auf den CB1-Rezeptor einwirkt und das könnte sicherlich mit der entspannenden Wirkung des Getränks in Zusammenhang stehen. Das wären also nur zwei Beispiele.

Project CBD: Und was ist mit den Wirkstoffen der Cannabispflanze? Binden diese sich ausschließlich an die Cannabinoid-Rezeptoren oder gibt es da noch weitere Interaktionen, als uns bekannt ist?

Russo: Sicher. Lassen Sie mich einige Beispiele anführen: CBD wird auch als Agonist bezeichnet, ein Stimulans für den 1A-Serotoninrezeptor. Das ist etwas, was ich vermutet hatte und mit Kollegen von der Universität von Montana haben wir es etwa im Jahr 2005 auch so beschrieben. Wie sich herausgestellt hat, ist es ein bedeutender Mechanismus bei vielen Aktivitäten von Cannabidiol und er funktioniert scheinbar unabhängig von den Cannabinoid-Rezeptoren. Ein weiteres Beispiel wäre eine weitere Cannabis-Komponente, von der ausgegangen wurde, dass sie chemisch gesehen nicht zu den Cannabinoiden zählt, was aber schließlich doch der Fall ist und das ist das Sesquiterpenoid mit dem Namen Beta-Caryophellene.

Project CBD: Was genau heißt das, Terpenoid oder Sesquiterpenoid?

Russo: Nun, handelt sich dabei um ein Molekül mit 15-Kohlenstoffatomen, in seinem Aufbau unterscheidet es sich stark von den Cannabinoiden, die wir normalerweise mit der Cannabispflanze assoziieren, aber wie sich herausgestellt hat, ist es ein stark selektiver Agonist für den CB2-Rezeptor.

Project CBD: Das ist mehr am Rande, während CB1 sich mehr im Mittelpunkt befindet?

Russo: So wird es angenommen, es ist ein nicht-psychoaktiver Rezeptor. Er spielt eher bei entzündungshemmenden Mechanismen und bei Schmerzen eine Rolle. Ein Wirkstoff, der auf den CB2-Rezeptor wirkt, würde entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken, aber ohne psychoaktive Nebenwirkungen. Wie sich herausgestellt hat, wirkt Caryophellen sehr selektiv an diesem Rezeptor. Es ist ein sehr sicherer Wirkstoff. Er kommt zum Beispiel im Schwarzpfeffer vor. Offiziell wird er als GRAS bezeichnet – also nicht Gras – , sondern GRAS und es handelt sich um einen allgemein als sicher betrachteten Lebensmittelzusatz. Die Regierung hat dieses Mittel also abgesegnet. Es findet sich im Essen. Aber mehr davon würde sicherlich die Gesundheit fördern, insbesondere für Menschen mit Arthritis oder anderen Arten chronischen Schmerzen. Und auch hier gibt es keine ungewollten Nebenwirkungen zu befürchten.

Project CBD: Beta-Caryophellen, dieses Sesquiterpen von dem sie gesprochen haben, kommt tatsächlich in einigen Cannabissorten vor und müsste daher einen zusätzlichen Effekt zusammen mit der synergetischen Wirkung von Cannabinoiden wie CBD und THC aufweisen und die schmerzlindernde oder entzündungshemmende Wirkung von Cannabis verstärken.

Russo: Ja, das ist sicher denkbar. Bis zu einem gewissen Grad wird es in allen Cannabissorten vorkommen. Wenn sie jedoch in einer Apotheke die Möglichkeit haben, den Cannabinoidgehalt sicher zu bestimmen und wir in der Lage sind, eine Sorte mit einem hohen Gehalt an Caryophellen auszuwählen, dann würden wir davon ausgehen können, dass diese Sorte sehr viel wirksamer ist, um Schmerzen und Entzündungen zu behandeln.

Project CBD: Wenn wir also eine Situation haben, in der Cannabinoide wie CBD und THC aus der Pflanze nicht nur an die Cannabinoid-Rezeptoren, sondern auch an andere Rezeptoren binden, und dann haben wir andere Kräuter – Sie haben Kava erwähnt und es gibt noch mehr – , die mit den Cannabinoid-Rezeptoren interagieren, was bedeutet das mit Hinblick auf unser Verständnis vom Endocannabinoid-System? Ich erinnere mich an Zeiten, in denen ich als Nicht-Wissenschaftler versuchte, mir einen Reim auf einige dieser Konzepte zu machen, meine Vorstellung war vielleicht etwas begrenzt: die Pflanze enthält Wirkstoffe, die sich an diese Rezeptoren binden, ausgezeichnet, und dann geschehen großartige Dinge. Ist diese Vorstellung zu begrenzt, wenn vom Endocannabinoid-System die Rede ist, müssen wir unsere Vorstellung davon erweitern?

Russo: Nun, das ist eine gute Frage, denn sie bezieht sich auf ein Problem, mit dem wir konfrontiert sind. Grundsätzlich müssen wir die Rolle der Endocannabinoide in unserem Leben und unserem Gesundheitsstatus besser verstehen. Das wurde weitgehend ignoriert, möglicherweise aufgrund des Namens – der Name ‘Cannabis’ hat eine pejorative Assoziation bewirkt, der die Lehre verhindert hat, selbst im Medizinstudium. Im Grunde wird die Materie kaum behandelt. Wir sollten aber Folgenden bedenken: im Gehirn existieren mehr Cannabinoid-Rezeptoren als für alle Neurotransmitter zusammen. Das entspricht der Wahrheit und wenn diese Tatsache beachtet wird, warum würde man dieses System einfach ignorieren? Warum wird nichts darüber gelehrt? Die Öffentlichkeit muss darüber erfahren und darüber aufgeklärt werden, wie der Lebensstil und die Ernährungsweise dieses System beeinflussen, und wie man es nutzen könnte, um die Lebensqualität zu verbessern.

Project CBD: Dr. Russo, wir möchten Ihnen danken, dass Sie diese Informationen allgemein bekannt gemacht haben. Sie sind ein Pionier auf diesem Gebiet und Sie waren uns allen eine große Hilfe. Vielen Dank.

Russo: Es war mir ein Vergnügen.

Quelle und Video:
https://www.projectcbd.org/science/cannabis-pharmacology/dr-ethan-russo-cbd-clinical-endocannabinoid-deficiency


Autor des Artikels:

Andreas ist der Direktor und Gründer von Hanf Gesundheit. Sein Hauptaugenmerk liegt nun auf dem strategischen Management und der Entwicklung der internationalen Zusammenarbeit. Seine Vision ist bezahlbares medizinisches Cannabis und gesunde, lokal produzierte Cannabis-Lebensmittel für alle.

Andreas beschäftigt sich seit über 10 Jahren mit CBD-Hanf und hat in dieser Zeit eine Menge Informationen über die Vorteile von CBD gesammelt. Er hält sich über aktuelle Ereignisse auf dem Laufenden und es gibt keine Studie, die er verpasst hat :-).

Er ist auch der Direktor der medizinischen Stiftung "Lecebne Konopi" und dank ihm hilft Cannabis an Orten, die es normalerweise nicht erreichen würde.

Wenn Sie mehr über ihn erfahren möchten, folgen Sie Andreases Linkedln-Profil.

Gib hier deinen Kommentar ein...
oder als Gast kommentieren
Lade Kommentar... Der Kommentar wird aktualisiert nach 00:00.
Additional information