Cannabisextrakt mit THC: Wirkung, Anwendung und gesetzliche Grenzen
Author: Lucie Garabas
Cannabisextrakt mit THC ist ein dickflüssiges Öl oder eine Tinktur, die aus der Cannabispflanze gewonnen wird und den Cannabinoid-Wirkstoff THC – Delta-9-Tetrahydrocannabinol – enthält. Im Gegensatz zum isolierten CBD hat THC psychoaktive Wirkungen, das heißt, es beeinflusst unsere Wahrnehmung, Stimmung und das zentrale Nervensystem. In der Natur tritt es gemeinsam mit anderen Cannabinoiden und Terpenen auf, die zusammen den sogenannten „Entourage-Effekt“ bilden – eine Synergie, die das therapeutische Potenzial des Extrakts erhöhen kann.
Welche Wirkungen hat der Cannabisextrakt?
THC-Tropfen wirken über das Endocannabinoid-System – ein inneres Regulationssystem, das viele Funktionen unseres Körpers beeinflusst. Zu den am häufigsten genannten Wirkungen gehören:
- Linderung chronischer Schmerzen
- Verbesserung der Schlaf qualität
- Appetitanregung – nützlich für Krebspatienten und HIV-Infizierte
- Tumorhemmende und entzündungshemmende Wirkung (z. B. laut Rick Simpson)
- Linderung bei Angstzuständen und Depressionen (bei niedriger Dosierung)
Jeder Organismus reagiert unterschiedlich – deshalb ist eine individuell angepasste Dosierung entscheidend.
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Rick Simpson und RSO-Öl: Inspiration aus der Praxis
Eine der bekanntesten Persönlichkeiten, die mit Cannabisextrakt in Verbindung stehen, ist Rick Simpson – ein Kanadier, der nach einer Verletzung und anschließendem Hautkrebs begann, seinen eigenen Extrakt aus Cannabis mit hohem THC-Gehalt herzustellen, heute bekannt als RSO (Rick Simpson Oil, „Phönix-Tränen“). Er behauptete, dass ihm das Cannabisöl bei der Genesung geholfen habe, und begann, es kostenlos an andere Patienten weiterzugeben.
Seine Geschichte löste eine Welle des Interesses an THC-basierter Therapie aus – auch wenn seine Aussagen wissenschaftlich nicht bestätigt wurden. Dennoch wurde RSO zu einem Symbol für alternative Behandlungsmethoden, besonders bei Patienten, die mit der Schulmedizin an ihre Grenzen gestoßen waren.
Ist Cannabisextrakt mit THC legal?
Die Legalität von Cannabisextrakt mit THC in Deutschland hängt von mehreren Faktoren ab – insbesondere vom THC-Gehalt, dem Verwendungszweck und der gesetzlichen Grundlage.
Hier sind die wichtigsten Punkte:
✅ Legal unter bestimmten Bedingungen (medizinische Nutzung)
- Cannabisextrakte mit THC sind in Deutschland für medizinische Zwecke legal, sofern sie von einem Arzt verschrieben und in einer Apotheke abgegeben werden.
- Seit dem Gesetz von März 2017 dürfen Ärzt:innen medizinisches Cannabis (inkl. THC-haltige Extrakte) verschreiben.
- Voraussetzung: Die Anwendung dient der Behandlung schwerwiegender Erkrankungen (z. B. chronische Schmerzen, Multiple Sklerose, Krebs).
- Patienten erhalten i. d. R. THC-Extrakte wie Dronabinol oder Vollspektrumextrakte auf Rezept.
❌ Illegal ohne Rezept bzw. zu Freizeit- oder Genusszwecken
- THC ist ein Betäubungsmittel und unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz (BtMG).
- Der Besitz, Erwerb oder Handel von Cannabisextrakt mit THC ohne medizinische Indikation ist strafbar, auch in kleinen Mengen.
• • Das gilt auch für CBD-Produkte, wenn sie mehr als 0,2 % THC enthalten.
Für wen ist der Extrakt geeignet?
Die Anwendung von THC-haltigem Extrakt kann hilfreich sein für:
- Patienten mit chronischen Schmerzen oder Krebserkrankungen
- Personen mit Schlaflosigkeit, Angststörungen oder PTSD
- Menschen mit Appetitlosigkeit oder Übelkeit (z. B. bei Chemotherapie)
- Patienten mit neurologischen Erkrankungen (z. B. Multiple Sklerose, Parkinson)
Der Extrakt ist nicht geeignet für Kinder, Schwangere oder Stillende sowie Personen mit psychotischen Vorerkrankungen. Die Anwendung sollte immer mit einem Arzt oder Cannabis-Fachmann abgestimmt werden.
🕰️ Geschichte des Cannabisextrakts: Von alten Kulturen zur modernen Medizin
Antike: Erste Hinweise auf medizinischen Einsatz von Cannabis
Die medizinische Nutzung von Cannabis reicht Tausende von Jahren zurück. Die ältesten Aufzeichnungen stammen aus China um 2700 v. Chr., wo Kaiser Shennong Cannabis gegen Schmerzen, Entzündungen, Malaria und Rheuma empfahl.
Auch im alten Indien war Cannabis Teil der ayurvedischen Medizin, insbesondere bei Epilepsie, Übelkeit oder Angstzuständen. Cannabisextrakte wurden dort als Pasten, Tinkturen oder Öle verwendet.
Mittelalter: Cannabis in der arabischen und europäischen Medizin
Arabische Ärzte verwendeten Cannabisextrakte im 9.–12. Jahrhundert als Schmerzmittel und Beruhigungsmittel. In Europa wurde Cannabis vor allem äußerlich eingesetzt – etwa in Form von Salben gegen Schmerzen und Entzündungen. Schriftliche Hinweise finden sich auch in englischen Kräuterbüchern des 15. und 16. Jahrhunderts.
19. Jahrhundert: Cannabis als offizielles Heilmittel
Mit dem Aufkommen der modernen Pharmazie fanden Cannabisextrakte Eingang in europäische und US-amerikanische Arzneibücher. Der britische Arzt William Brooke O’Shaughnessy, tätig in Indien, machte Cannabis im Westen populär. 1840 stellte er es als wirksames Mittel gegen Schmerzen, Muskelkrämpfe und epileptische Anfälle vor.
Pharmafirmen wie Parke-Davis oder Eli Lilly verkauften standardisierte Cannabisextrakte in Apotheken – bis in die 1930er Jahre waren diese weit verbreitet.
20. Jahrhundert: Verbote, Propaganda und Kriminalisierung
Ab den 1930er Jahren begann in den USA eine politische und wirtschaftlich motivierte Kampagne gegen Cannabis. In der Folge wurde der medizinische Einsatz weltweit verboten, und Cannabispräparate durch synthetische Medikamente ersetzt. Cannabis wurde als gefährliche Droge eingestuft.
Trotzdem blieb es in der Volksmedizin erhalten – die Forschung kam jedoch für Jahrzehnte fast vollständig zum Stillstand.
📌 Zusammenfassung:
Cannabisextrakt mit THC ist keine moderne Modeerscheinung – es hat eine lange und bewegte Geschichte. Es galt einst als Heilmittel, wurde dann kriminalisiert, und kehrt heute – gestützt durch Studien und praktische Erfahrungen – als Teil integrativer Medizin zurück.
Worauf sollte man bei THC-Tropfen achten?
- Langsam starten: Schon kleine Mengen THC können starke Wirkungen haben. Beginnen Sie mit einer niedrigen Dosis und beobachten Sie Ihre Reaktion.
- Individuelle Wirkung: THC wirkt bei jedem Menschen unterschiedlich – es kann beruhigen oder aufwühlen.
- Nicht fahren oder Maschinen bedienen unter THC-Einfluss (im Gegensatz zu CBD, das verkehrstauglich ist).
- Außer Reichweite von Kindern aufbewahren.
Fazit
Cannabisextrakt mit THC ist kein Wundermittel, aber in vielen Fällen eine wirksame und natürliche Alternative zur Schulmedizin. Dank wachsender Studienlage und vieler Patientenerfahrungen wird es zunehmend anerkannt. Wichtig ist ein verantwortungsvoller, informierter und respektvoller Umgang – idealerweise in Zusammenarbeit mit Fachleuten.
💡 Tipp von Hanf-Gesundheit: Probieren Sie CBD-Öl mit natürlichem Cannabinoid gehalt – nicht psychoaktiv, aber dennoch wirksam – die ideale Wahl für tägliches Gleichgewicht und geistiges Wohlbefinden.